Filmvorführung „Ich war 19"
Am 22. Mai 2025 zeigt die Urania als zweiten Teil ihrer ganzjährigen Konrad-Wolf-Filmreihe den persönlichsten Film des vielfach prämierten und ausgezeichneten Filmregisseurs: „Ich war 19".
Der facettenreich in Episoden gestaltete Antikriegsfilm gilt als einer der bedeutendsten deutschen Nachkriegsproduktionen. Die Filmfigur des Gregor Hecker, hervorragend verkörpert von Jaecki Schwarz, ist das filmische Alter Ego von Konrad Wolf. Mit der Roten Armee ist Konrad Wolf als 17-jähriger vom Kaukasus bis nach Berlin marschiert. In seinen Kriegstagebüchern hat er die Gräuel und Grausamkeiten dokumentiert, die deutsche Soldaten in Russland, der Ukraine und selbst auf deutschem Boden angerichtet haben. Von einem Lautsprecherwagen aus versuchte er an vorderster Front, deutsche Soldaten zur Kapitulation zu bewegen. Einige kommen, andere antworten mit Schüssen. Da die russische Armee schneller als erwartet, Bernau erreicht, wird er für zwei Tage und eine Nacht im Alter von 19 Jahren (!) als Stadtkommandant eingesetzt. Die Bilder, die er im Film gefunden hat, zeigen Bernau vor dem Stadtumbau, sie zeigen auch das Vertrauen, dass die Bernauer Bevölkerung in diesen deutschen russischen Leutnant gesetzt hat. 150 Frauen finden sich in der Kommandantur ein, um Schutz zu suchen, denn aufgrund der jahrelangen anti-russischen Propaganda befürchten sie das Schlimmste von den russischen Soldaten. 150 andere Bernauer und Bernauerinnen sollen sich aus Angst umgebracht haben. Konrad Wolf zeigt, wie er 1945 damit umgegangen ist, wie er die Dinge geregelt hat, aber auch mit welchen Zweifeln er sich auseinander gesetzt hat. Die Deutschen sind ihm fremd geworden, mit seinen russischen Kameraden ist er in Herzlichkeit und Freundschaft verbunden. Aus der heutigen Rückschau kann man durch diesen Film viel über die Herausforderungen der Nachkriegszeit, die Möglichkeiten von Vergangenheitsbewältigung und die Notwendigkeit von Friedenstüchtigkeit lernen. Durch sein Leben und durch diesen Film ist Konrad Wolf für immer eng mit der Stadt Bernau verbunden.
Die Filmkritiker der Berliner Zeitung schreiben 1968: „Es ist ein Film, tiefer und beziehungsreicher als andere, ein Film, der in beeindruckender künstlerischer Sprache seine Antworten geben will auf komplizierte Fragen dieser Zeit. Der Film schenkt niemandem etwas, er will Beteiligung, fordert Denken. Wer im Kino Kunst sucht, nicht Rezepte, der muss sich diesen Film ansehen."
Die Filmvorführung erfolgt in Zusammenarbeit der Urania Barnim e.V., dem Kommunalpolitisches forum Land Brandenburg e.V. und der DEFA-Stiftung.