Die Stadtgründung: Mythos & Wahrheit
Mitte des 12. Jahrhunderts brachte der Askanier "Albrecht der Bär" große Teile der damaligen Mark Brandenburg unter seine Herrschaft und förderte gezielt die Besiedlung mit christlichen Kolonisten. In Legenden und Erzählungen wird er bis heute als Gründervater der Stadt Bernau verehrt. Einer dieser Geschichten zufolge soll sich der Markgraf einst im Barnimer Wald verirrt haben. Auf seinem Irrweg stieß er auf ein Wirtshaus, dessen Bier ihm so gut schmeckte, dass er beschloss, an genau dieser Stelle eine Stadt zu gründen. Historisch belegt ist diese Anekdote jedoch nicht. Tatsächlich drangen erst Albrechts Nachfolger im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts bis in den Barnim vor.
Die genauen Umstände der Bernauer Stadtgründung liegen im Dunkeln. Große Teile des mittelalterlichen Schriftguts – darunter vermutlich auch die Gründungsurkunde – fielen den verheerenden Stadtbränden von 1406 und 1483/85 zum Opfer. Wahrscheinlich ist, dass der vormals slawische Ort Bernow im Zuge der Christianisierung des Barnims zur Civitas, also zur Stadt, erhoben wurde. Das in der Wernicke-Chronik genannte Gründungsjahr 1232 lässt sich nicht zweifelsfrei belegen. Es ist sogar möglich, dass die Stadterhebung bereits früher erfolgte. Ein Indiz dafür ist das Bernauer Stadtrecht: Während Neugründungen ab 1232 in der Regel das Spandauer Stadtrecht erhielten, besaß Bernau das ältere Magdeburger Stadtrecht.
Die erste urkundliche Erwähnung Bernaus als Civitas stammt aus dem Jahr 1292. In einer Urkunde zur Hochzeit von Beatrix von Brandenburg mit dem Mecklenburger Fürsten Heinrich wird der Bernauer Probst Ludolf als Zeuge der Vermählung genannt – ein Hinweis auf die damalige Bedeutung der Stadt und ihrer geistlichen Institutionen.