Die Stadt im Mittelalter: Mauern & Zünfte
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts war der Prozess der Stadtwerdung in Bernau vollständig abgeschlossen. Es entstand eine Stadt mit einem gitterförmigen Straßennetz, einem zentral gelegenen Marktplatz und einem dominanten Kirchenbau. Bernau war zu dieser Zeit vergleichsweise dicht besiedelt und zählte mit etwa 4.000 Einwohnern vermutlich zu den bevölkerungsreichsten Städten im Gebiet des heutigen Barnims.
Der wirtschaftliche Aufstieg Bernau begann früh. Die Stadt lag direkt an der bedeutendsten Nord-Süd-Handelsroute des Heiligen Römischen Reiches, der Via Imperii. Diese verkehrsgünstige Lage erwies sich als entscheidender Vorteil für die wirtschaftliche Entwicklung. Besonders das Tuchmachergewerbe spielte eine zentrale Rolle: Bereits 1328 stiftete die Zunft den Bau des Sankt-Georgen-Hospitals und erwarb 1398 das Dorf Ützdorf samt umliegender Ländereien.
Spätestens im 14. Jahrhundert waren die Bürger wohlhabend genug, um ihre Stadt mit einer steinernen Mauer sowie einem vorgelagerten Wall- und Grabensystem zu befestigen. Diese Anlage bot mehrfach erfolgreichen Schutz vor Angriffen. Das bekannteste Beispiel ist die Abwehr des Hussitenangriffs im Jahr 1432 – ein Ereignis, das bis heute gefeiert wird.
Etwa zeitgleich mit dem Bau der Stadtmauer entwickelte sich das Brauerhandwerk zum wichtigsten Erwerbszweig. Im Jahr 1423 erhielt Bernau das Privileg, sein Bier zollfrei bis nach Stettin zu exportieren – ein deutliches Zeichen für die überregionale Bedeutung des Bernauer Biers in Brandenburg. Auch die Tuchproduktion und der Handel damit trugen vom 13. bis zum 16. Jahrhundert maßgeblich zum Wohlstand der Stadt bei.