Gut & Vorwerke

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Das Dorf Börnicke war seit dem Mittelalter landwirtschaftlich geprägt. Ihm zugehörig sind zwei Vorwerke, die in östlicher und südwestlicher Richtung dem Angerdorf vorgelagert sind.

Albrecht Philipp Thaer, Sohn des Begründers der modernen Landwirtschaftswissenschaft Albrecht Daniel Thaer, ersteigerte 1838 das Gut. Er bewirtschaftete Börnicke als Mustergut und kümmerte sich um die Aufforstung der Wälder. 1840 gründete er ein spezielles Vorwerk für Schafzucht welches 1842 den Namen »Thaerfelde« erhielt.

Otto Franz Theodor Hosemann, Sohn eines Maurermeisters aus Berlin, erhielt das Gut Börnicke 1861 durch die Heirat mit der Tochter des reichen jüdischen Gutsbesitzers Simon von Malchow. Er gründete 1874 ein Vorwerk als Versorgungshof für Schloss und Gut und gab ihm den Namen »Helenenau« nach seiner Frau und Tochter. Beide verstarben bei der Geburt. Ein Obelisk auf dem nahegelegenen Kirchhof erinnert an sie.

»Helenenau« war ebenfalls ein Ausflugsziel der Gutsbesitzer-Familie Mendelssohn-Bartholdy, die von dort aus Jagden veranstaltete.

Thaerfelde
1838 pachtete Albert Philipp Thaer, Sohn des Agrarreformers Albrecht Daniel Thaer, das Gut Börnicke. Nach dem Vorbild seines Vaters modernisierte er die Landwirtschaft und ließ zwischen 1840 und 1842 ein Schafzuchtvorwerk errichten. Am 15. September 1842 erhielt es offiziell den Namen Thaerfelde.

Um 1861 lebten in »Thaerfelde« 15 Menschen in einem Wohnhaus mit acht Wirtschaftsgebäuden, zwei Rindern und rund 1.620 Merinoschafen. Die Schafe lieferten hochwertige Wolle und Dünger. Bis 1925 stieg die Einwohnerzahl auf 63. Vor dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten dort viele polnische Saisonkräfte.

Nach 1945 wurden Landarbeiterfamilien und Flüchtlinge untergebracht. 1951 entstanden neue Wohnhäuser, das ursprüngliche Thaer-Haus wurde zum Viehstall. Ab 1946 entwickelte sich intensive Schweinezucht, zunächst in strohgedeckten Hütten (»Pilze«), später in modernen Ställen. Mit der Wende 1990 endete die Tierhaltung – und mit ihr eine über 150-jährige landwirtschaftliche Tradition.

Helenenau
Dieses jüngere Vorwerk entstand nach 1861, als Otto Franz Theodor Hosemann Börnicke als Hochzeitsgeschenk erhielt. Benannt wurde es nach seiner Frau Helene und der gemeinsamen Tochter Henriette Helene, die beide 1871 verstarben. Die Granitstele, die Otto Franz Theodor Hosemann für seine Lieben aufstellen lies, steht noch heute auf dem Börnicker Kirchhof.

1871 lebten in »Helenenau« zehn Menschen, 1925 waren es 22. Unter der Gutsbesitzerfamilie Mendelssohn-Bartholdy wurden Roggen, Kartoffeln, Hafer, später auch Rüben und Lupinen angebaut. Die Bauern versorgten sich selbst und lieferten Überschüsse an das Gut. Der Lohn war gering und 1923 kam es zu einem Streik. Elektrizität erhielt »Helenenau« erst 1948.

Pferde prägten den Hof – u. a. für die jährliche Jagdgesellschaft der Gutsherren. Nach 1945 verließen immer mehr Bewohner das Vorwerk, 1962 zog die letzte Familie aus. Später nutzten Kampfgruppen und ab 1986 das Ministerium für Staatssicherheit das Gelände, das zu Wohn- und Sportanlagen umgebaut wurde.

Seit 1989 ist dort der Reit- und Fahrverein Helenenau e. V. ansässig und das Gelände dient Reit- und Sportaktivitäten. Die Märkische Heimvolkshochschule Helenenau, die bis etwa 2007 Bildungsangebote vor Ort unterhielt, existiert heute nicht mehr.

Das Gut Börnicke nach 1945
Nach dem 8. Mai 1945 übernahmen die sowjetischen Kommandaturen die Regie über Dorf und Gut. Im Schloss – dem ehemaligen Sitz der Gutsbesitzerfamilie Mendelssohn-Bartholdy – wurde übergangsweise ein sowjetisches Lazarett eingerichtet.

Ab 1. Januar 1946 zum Volkseigentum erklärt, wurden Gut mit Gärtnerei und Schloss Versorgungsgut und Erholungsheim, später Schulungsheim des Zentralkomitees der KPD und dann der SED. Das Gut erhielt den Namen »Gemeinschaftsgut Ernst Thälmann« und das Schloss »Erholungs- und Schulungsheim 1. Mai«. Im Januar 1946 kam der Landwirt Kurt George nach Börnicke und wurde als erster Leiter des Volkseigenen Gutes eingesetzt. In dieser Zeit waren ca. 250 Personen auf dem Gut und im Schloss beschäftigt. Auch Kurt George fand seine letzte Ruhe auf dem Börnicker Kirchhof.

Zwischen 1953 und 1964 beanspruchte die Sowjetarmee das Verwalterhaus, Wirtschaftsgebäude, Steinscheune, Magazin, Hühnerstall, Gärtnerei, Schloss sowie den halben Gutshof für eine Einheit – infolge dessen wurde quer über den Hof ein Bretterzaun gezogen. Die Gutsverwaltung zog in das »Marienheim« – die erste Kindertagesstätte des Dorfes – ein.

Jede Woche wurde ein Kilo in Börnicke hergestellter Quark für den Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck abgeholt – bis zu seinem Ableben 1960.

Nach 1990
Nach der Wende hat Börnicke seinen landwirtschaftlichen Charakter weitestgehend verloren. Am 31. Dezember 2002 wurde der Ortsteil Börnicke in die Stadt Bernau eingemeindet. Seit 2003 befindet sich das Schloss in Besitz der Schloss Börnicke GmbH.


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