Dorfschule
Der Gutsbesitzer Obrist Wolmir von Wrangel führte nach dem 30-jährigen Krieg die Schulbildung in Börnicke ein.
In den vergangenen Jahrhunderten hatte der Dorfpfarrer die Schulaufsicht. Unterrichtet wurden die Kinder jedoch auch von pensionierten Soldaten. Nach dem ersten Weltkrieg endete dann die geistliche Schulaufsicht in Börnicke.
Die »alte Scheune« links des neuen Schulgebäudes diente lange als Küster-Wohnung und Schulraum. Ernst von MendelssohnBartholdy beauftragte den Bau eines neuen, doppelt so großen Gebäudes. 1902 konnte das neue Schulhaus mit zwei Klassenräumen und Lehrer wohnung bezogen werden.
Unterrichtet wurden Kinder von der 1. bis zur 8. Klasse, teilweise jahrgangsübergreifend.
Ab 1953 nahm Ulrich Ewert als Schulleiter seinen Dienst an der Grundschule Börnicke auf, ab 1961 dann auch seine Frau Christine als Hortnerin. Nach 1973 wurde die Dorfschule in Börnicke geschlossen
Der Neubau
Bereits 1853 wurden Verhandlungen zum Neubau des größeren Schulgebäudes geführt. Aber erst 1873, nachdem die Scheune, die als altes Schulhaus diente »aus dem Lot« geraten war, wurde der Neubau ausgeschrieben. 1902 konnte dann das zweistöckige neue Schulhaus bezogen werden.
1895 war die Schülerzahl auf 116 angewachsen und es ergab sich die Notwendigkeit eine zweite Lehrkraft einzustellen. 1937 war die Börnicker Dorfschule wieder einklassig geworden. Als einziger Lehrer unterrichtete Franz Strohwisch. Der obere Klassenraum wurde zur Heilkräutertrocknung genutzt und Lehrer Strohwisch pflanzte mit den Kindern Maulbeerbäume für seine Seidenraupenzucht im Garten hinter der Schule. Die letzten Zeugnisse verteile Strohwisch eine Woche, bevor die Rote Armee Börnicke erreichte. Damit endete vorerst der Schulunterricht.
Nach 1945
Am 1. Oktober 1945 wurde der Schulbetrieb in Börnicke wieder aufgenommen und erstmalig mit Monika Grascha eine weibliche Lehrkraft eingestellt. Ihre Arbeit wurde durch den russischen Lehrer Leutnant Soelmajow der Roten Armee kontrolliert.
Ende 1945 wurde der Lehrer Palm aus Berlin zur Unterstützung für die Jahrgangsstufen fünf bis acht eingestellt. Anschließend übernahm Max Viohl seine Stelle in der Dorfschule. Dieser hatte in Bernau eine Kurzausbildung für Russischlehrer absolviert. So kam es, dass die Börnicker Dorfschule die erste Landschule mit Abteilungsunterricht im Land Brandenburg war, in der Russisch unterrichtet wurde.
1948 besuchten 114 Schüler, davon 39 in den Klassen fünf bis acht, die Börnicker Schule. Viohl bewohnte gemeinsam mit Frau und Mutter eine 1 ½ Zimmerwohnung im Schulhaus.
Um den Abteilungsunterricht besser umsetzen zu können und an das Leistungsniveau an das der Stadtschulen anzupassen, wurde vom Frühjahr 1950 bis Schuljahresende 1953 Luzie Krabe als 3. Lehrkraft eingesetzt.
Nach der Beauftragung von Max Viohl mit der Leitung einer Schule in Zepernick, übernahm Ulrich Ewert seine Stelle und leitete die Dorfschule vom Herbst 1953 bis zu ihrer Schließung im Jahr 1973.
1957 schied von Monika Grascha im Alter von 65 Jahren aus demSchuldienst in der Börnicker Dorfschule aus und die 17-jährige Heidrun Miems aus Bernau übernahm die Lehrstelle. Ihr gelang es nicht nur die Kinder der Unterstufe zu motivieren, sie engagierte sich auch für die Jugend. Gemeinsam mit der Kindergärtnerin Marianne Klein organisierte sie einen Volkstanzzirkel und die Jugendarbeit. Nach ihrer Heirat wurde Heidrun Miems nach Berlin-Pankow versetzt.
Um das Schüler-Lehrer-Verhältnis in den wirtschaftlich schwierigen Nachkriegsjahren zu festigen, wurden gemeinsame Fahrten organisiert. Diese von Eltern und Arbeitern des Gemeinschaftsguts unterstützten Ausflüge fanden anfangs unter einfachen Bedingungen statt. Auf einem für den Personentransport zugelassenen LKW wurden die Schüler und auf einem Hänger alles, was sie für den Aufbau eines Lagers brauchten, transportiert. Besondere Unterstützung beim Aufbau des Lagers bekamen die Kinder vom Tischler Helmut Nier und dem Schmied Joseph Klemt, der auch den LKW fuhr. Joseph Klemt war es auch, der auf Initiative des Dorfschullehrers Ulrich Ewert das Rad auf dem Schornstein der Schnapsbrennerei anbrachte, auf dem seit dem die Börnicker Störche nisten. Aufgrund verschärfter hygienischer und verkehrstechnischer Bestimmungen fanden in den späteren Jahren Übernachtungen nur noch in Jugendherbergen statt.
1962 wurde der Hort unter der Leitung von Christine Ewert, der Frau des Dorfschullehrers Ulrich Ewert, eingeführt. Neben den Grundschülern der Dorfschule wurde der Hort auch von einigen größeren Kindern, die bereits in Bernau die Mittelstufe besuchten, genutzt. Hier erhielten sie Unterstützung bei den Hausaufgaben und konnten basteln und spielen.
Schule im Schloss
Zwischen 1967 und 1973 verfügte Börnicke sogar über zwei Schulen. Von 1967 bis 1992 fanden im ehemaligen Mendelssohn-Bartholdy Schloss für 25 Jahre besonders Kinder mit körperlicher Behinderung ein liebevolles zweites zu Hause. Die Körperbehindertenschule im Schloss Börnicke (KBS) bot therapeutischen Reitunterricht an und kann als eine der ersten Integrationsschulen bezeichnet werden.
1970/71 wurden in Börnicke zwei erste Klassen mit 13 Kindern aus Börnicke und 24 Kindern aus Bernau unterrichtet. Die Bernauer Kinder besuchten jedoch schon ein Jahr später die neue Schule im Bernauer Nibelungen-Viertel.
Die letzte Einschulung in der Dorfschule erfolgte 1972/1973. Anschließend übernahm die Grundschule im Nibelungen-Viertel den Unterricht der Börnicker Schulkinder. Die letzte Einschulung in Börnicke fand 1992 statt, nachdem die Körperbehindertenschule zur Förderschule umgestaltet und eine erste Klasse mit Schulanfängern aus Börnicke integriert wurde. Bald darauf wurde auch die Körperbehindertenschule im Schloss geschlossen. Mit dieser letzten Einschulung endet die etwa 300 Jahre lange Schulgeschichte von Börnicke.
Neue Nutzung der ehemaligen Dorfschule
Nach der Schließung der Dorfschule wurden die Räumlichkeiten als Jugendclub, Brigaderaum für die Tierzüchter des Volksguts (Tierproduktion) Birkholz, Versammlungs- und Vortragsraum, genutzt. Später erfolgte der Ausbau des unteren Klassenraums zur ärztlichen und zahnärztlichen Behandlung der Dorfbewohner.
Der ehemalige Dorfschullehrer und Chronist Ulrich Ewert gab bis kurz vor seinem Tod Sütterlinkurse im oberen Klassenraum und führte Interessierte durch das ehemalige Schulhaus. Er und seine Frau Christine bewohnten bis zu ihrem Ableben die Wohnung im oberen Stock. Ihre letzte Ruhe fand das Ehepaar Ewert, wie auch die erste weibliche Lehrerkraft der Dorfschule Monika Grascha, auf dem nahe des Schulhauses gelegenen Börnicker Kirchhof.
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