04.07.2025

Ein Hamburger in Börnicke

Ortsvorsteher Matthias Jitschin vor seim Amtssitz im ehemaligen Gutsverwalterhaus. Fotos: Stadt Bernau/Cornelia Schach (Bild: 1/2)

Pressemitteilung 245/2025 der Stadt Bernau

In loser Folge stellen wir Ihnen die acht Bernauer Ortsteile und ihre Ortsvorsteher vor. Bisher erschienen sind Birkholzaue mit seinem Ortsvorsteher Heiko Schilsky (#Bernauer 09/2024) und Lobetal mit Stephan Böttcher (#Bernauer 12/2024).

Seit Mai 2014 leitet Matthias Jitschin als Ortsvorsteher die Geschicke von Börnicke – ein zugezogener Hamburger, der sich seit 1999 in diesem Bernauer Ortsteil „pudelwohl" fühlt.

Nachdem die Dienststelle des Bundesgrenzschutzes in Hamburg, wo er als Berufstaucher und Techniker arbeitete, aufgelöst wurde, verschlug es ihn im Mai 1998 zum Bundesgrenzschutz nach Blumberg in eine Kaserne. Dort konnte er beruflich seiner Leidenschaft als Techniker weiter folgen, aber seine Familie musste in Hamburg bleiben.

„Nach Feierabend bin ich mit einem Kollegen durch die Umgebung gefahren und habe nach ‚schönen Flecken' Ausschau gehalten, an denen ich mit meiner Frau und den zwei Kindern sesshaft werden könnte", berichtet Matthias Jitschin. Dabei fiel seine Wahl auf Börnicke.

„Ich wollte aber in Börnicke nicht nur schlafen und täglich zur Arbeit fahren", erzählt der inzwischen pensionierte 63-Jährige. „Deshalb habe ich mich an den Aktivitäten im Dorf, beispielsweise dem Frühjahrsputz, beteiligt und bin regelmäßig zu den Sitzungen des Ortsbeirats gegangen", erwähnt er.

Als bei den Kommunalwahlen 2009 eine Position im Ortsbeirat neu besetzt werden musste, fragte ihn die damalige Ortsvorsteherin Monika Grascha, ob er im Ortsbeirat mitwirken möchte. Als sie 2014 ihr Amt abgab, fragte Matthias Jitschin in die damalige Ortsbeiratsrunde, wer denn dann den Ortsbeirat leiten solle. „Darauf haben mich vier Augen angeschaut und gesagt: Mach du es doch!", erinnert er sich.

So ein Ehrenamt neben einem Vollzeit-Job zufriedenstellend auszufüllen, ist kein „Pappenstiel". Glücklicherweise hatte Matthias Jitschin einen loyalen Chef, der es ihm ermöglichte, bei dringenden Börnicker Angelegenheiten hin und wieder die Arbeitszeiten zu verschieben. „Dafür bin ich meinem Dienstherrn noch heute sehr dankbar", so der 63-Jährige.

Straßenbau, schnelles Internet und Windräder
Den zeitlichen Aufwand für sein Ehrenamt beziffert Matthias Jitschin mit ca. 20 Stunden wöchentlich. Neben allerhand Papierkram und Sitzungen ist der Ortsvorsteher täglich mit seinem Fahrrad in „seinem Ort" unterwegs.

„Neben der Freude, mich einbringen zu können, brauche ich viel Energie, manchmal einen sehr langen Atem und eine hohe Frustrationstoleranz, bis sich zuweilen etwas bewegt", schätzt der Ortsvorsteher ein. So war der Start in sein Amt mit großen Schlaglöchern versehen, ging es 2014 doch um eine Änderung des Bebauungsplans für Börnicke und um das dringende, aber leidige Thema Straßenbau und eine möglicherweise hohe Kostenbeteiligung durch die Bürger.

Glücklicherweise legte die Stadt Bernau das Programm zur erweiterten Straßenunterhaltung auf, bei dem sich auch in Börnicke sukzessive staubige, löchrige und matschige Sandpisten in asphaltgedeckte Straßen verwandelten.

„Die erweiterte Straßenunterhaltung unterscheidet sich von einem grundhaften Straßenausbau dahingehend, dass sie für die Grundstückseigentümer nicht beitragspflichtig ist und daher außerhalb der gängigen Regelwerke des Straßenbaus erfolgen kann. Bernau ist eine der wenigen Kommunen im Barnim, die die erweiterte Straßenunterhaltung unbefestigter Wege als kostengünstige Alternative zum grundhaften Ausbau praktizieren", weiß Matthias Jitschin das Engagement der Stadt zu schätzen.

Einen großen Coup hatte der Ortsbeirat im Corona-Jahr 2020 gelandet und mit Organisationstalent schnelles Internet in den Ortsteil geholt. „Das ist essentiell, wenn man im Homeoffice arbeiten muss und ein wichtiger Faktor für junge Familien und für Firmen, sich hier niederzulassen", so der Vorsitzende des Ortsbeirats.

Nach umfangreicher Beratung der Bürger schlossen die Börnicker im Februar 2020 die Verträge ab und im November lag das schnelle Internet in den meisten Haushalten an. Für das zügige Verlegen der Glasfaser-Kabel war es ein Vorteil, dass viele Straßen noch Sandwege waren.

Wenn das Thema auf die sieben neuen Windkraftanlagen kommt, die in der Nähe von Börnicke gebaut werden sollen, dann spürt man bei Matthias Jitschin ein beträchtliches Frustrationslevel. Um den Bau der Anlagen noch zu verhindern, hatte sich in Börnicke eine Gruppe gegründet und einen Umweltanwalt beauftragt.

„Wir haben unsere Gegenargumente konstruktiv an vielen Stellen vorgebracht und insgesamt 90 Stellungnahmen abgegeben. Leider vergebens", so der Ortsvorsteher. „Wir werden die Windräder im Auge behalten und nachbohren, ob alle Auflagen beim Bauen und Betreiben erfüllt werden", legt Matthias Jitschin den Finger in die Wunde.

Kulturdorf Börnicke
In Börnicke gibt es keine Freiwillige Feuerwehr, keinen Fußballverein, keine aktive Kirchengemeinde, die Leben ins Dorf bringen. „Deshalb arbeiten wir an unserem Status als Kulturdorf", sagt Matthias Jitschin. Mit dem Gutshaus und dem Gutshof, dem schönen Park und dem Sportplatz stehen ausreichend Flächen und Möglichkeiten zur Verfügung, um Kultur, Feste und Feiern in Börnicke zu zelebrieren.

„Die Braugenossen brauen das beste Bier in Bernau und haben sich auch einen Namen weit über die Grenzen unseres Dorfes hinaus gemacht. Die Brauerei-Feste sind eine feste Größe in unserem Veranstaltungskalender", so Bierliebhaber Matthias Jitschin, der sich auch im Aufsichtsrat und Gebäudemanagement der Ersten Bernauer Braugenossenschaft e.G. engagiert.

Wenn alljährlich die Störche aus dem Süden nach Börnicke zurückgekehrt sind, wird dies im Dorf mit einem Storchenfest gefeiert. Organisiert vom KulturGut Börnicke e.V. kommen die Dorfgemeinschaft und Gäste auf dem Gutshof zusammen, um bei frisch Gegrilltem und frisch Gezapftem oder Kaffee und Kuchen die Frühlingsluft zu genießen, mit den Kinder zu basteln und am Abend beim Storchenball das Tanzbein zu schwingen.

Dem Charme des Feuerwehrtheaters, der kleinsten Spielstätte Brandenburgs, kann sich niemand entziehen, der dort schon einmal eine Vorstellung erlebt hat. In dem vom Geschichtenreich e.V. mit viel Enthusiasmus betriebenen Zimmertheater, das gerade einmal ca. 30 Zuschauern Plätze bietet, können nicht nur Börnicker liebevolle Märcheninszenierungen, szenische Lesungen, Kammermusik oder modernen Jazz erleben.

„Neben den angestammten Kulturangeboten unserer Börnicker bekommen wir auch Veranstaltungsanfragen von außerhalb", sagt der Ortsvorsteher. So bricht beispielsweise das „Inselleuchten" in diesem Jahr zu neuen Ufern auf und zieht nach Börnicke um.

„Mit dem Gutshof, diesem wunderbaren Ensemble von alten Backsteingebäuden, dem morbiden Charme des Schlosses, der Parkanlage und dem kleinen Teich, konnte der Veranstalter den Ortsbeirat überzeugen, eine gute Wahl für dieses anspruchsvolle Event mit hochkarätigen Musikern und viel Illumination zu sein", erklärt Matthias Jitschin.

Im Mai 2022 hat sich die Hoffmann Baumaschinen GmbH in Börnicke angesiedelt. „Wir freuen uns sehr, wenn uns die Firmengruppe Hoffmann als Sponsor unter die Arme greift oder ihr weitläufiges Gelände am Wochenende für Veranstaltungsbesucher als Parkplätze zur Verfügung stellt", erklärt der Ortsvorsteher anerkennend. „Das ist für uns als Kulturdorf von unschätzbarem Wert."

725-Jahre Börnicke
Am Samstag, dem 12. Juli, feiert Börnicke sein 725-jähriges Jubiläum. Im Jahr 1300 wurde das Dorf erstmalig in einer Urkunde erwähnt.

„Wir können auf eine lange Geschichte zurückblicken und wollen das gebührend begehen", verrät Matthias Jitschin, der auch dem fünfköpfigen Festkomitee angehört. Um 14 Uhr wird es einen Festumzug der Börnicker für die Börnicker und ihre Gäste geben, in dem die Geschichte des Angerdorfs lebendig wird. Es wird altehrwürdige Technik und auch moderner Motorsport präsentiert, historische Persönlichkeiten wie Familie Mendelssohn-Bartholdy oder Albrecht Philipp Thaer, die das Dorf geprägt haben, werden zum Leben erweckt. Auch die jüngere Geschichte wird im Umzug zu erleben sein.

Als Festwiese hat das Komitee nicht den Gutshof, sondern den Sportplatz auserkoren. „Das ist der bewährte Platz für unsere Dorffeste. Wir wollen in erster Linie ein Dorffest feiern, bei dem sich die Börnicker einbringen können und wohlfühlen sollen", erklärt der Ortsvorsteher die Wahl.

Am Freitag, dem 11. Juli, ist ein Rundgang durch das alte Dorf entlang der vielen historischen Gebäude geplant, die mit Tafeln kenntlich gemacht werden sollen. „Gerade für Neu-Börnicker, die zahlreich in den letzten Jahren zu uns gezogen sind, dürfte dieser Spaziergang wie eine Geschichtsstunde sein", sagt der Ortsvorsteher. Start ist am Feuerwehrhaustheater, weiter geht es zur Streuobstwiese der Lokalen Agenda 21 Börnicke e.V., zur ehemaligen Bäckerei, der altehrwürdigen Kirche, dem Marienheim, dem alten Schulhaus und dann auf den Gutshof mit dem Gutsverwalterhaus, dem Speicher, der Brauerei/Brennerei, dem Pferdestall und dem angrenzenden Schloss.

Lebens- und liebenswertes Börnicke
In den letzten Jahren haben viele junge Familien ihre Zelte in Börnicke aufgeschlagen – oder besser gesagt - ein Haus gebaut. „Dadurch hat sich unser Dorf deutlich verjüngt", freut sich der Ortsvorsteher und hat gleich etwas Statistik parat: 719 Einwohner zählt Börnicke, davon sind 108 Rentner sowie 172 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahre.

„Das gute Miteinander, die lebendige Dorfgemeinschaft, die positiven Energien für neue Projekte, der Gutshof und der Park, die schöne Natur, die Rad– und Wanderwege, die in die Barnimer Feldmark führen, all das macht Börnicke für mich so liebens- und lebenswert", fasst Matthias Jitschin kurz zusammen, weshalb er es bis heute nicht bereut hat, Hamburg gegen Börnicke eingetauscht zu haben.

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