Kirche & Kirchhof
Die um 1300 im Stil der Romanik erbaute Feldstein-Wehrkirche, umgeben vom Friedhof, ist das älteste Gebäude von Börnicke und bildet den Mittelpunkt des Angerdorfes.
An vermauerten Fenstern, Anbauten und dem schlicht gehaltenen Innenraum ist ablesbar, dass der Bau durch Kriege und Zeitgeschmack viele Veränderungen erfahren hat.
Im Westturm – seine Mauern sind ca. 2 m dick – befinden sich die Börnicker Glocken. Bemerkenswert ist die Geschichte der großen ca. 700 Jahre alten Bronzeglocke. Wie durch ein Wunder überlebte sie zwei Welt kriege, während die beiden kleinen Glocken für Kriegsmaterial geschmolzen wurden.
Direkt an der Kirchturmmauer befinden sich die Grabmäler von Marie, Ernst und Paul von Mendelssohn- Bartholdy. Erstere stiftete die kleine Kapelle an der Nordseite des Kirchhofs sowie das vom Kirchhof aus sichtbare »Marienheim«
Das Innere der Kirche
Die Innenräume der Kirche sind eher schlicht gehalten. Dennoch gibt es auch hier einige Spuren verschiedener Zeiten zu entdecken.
Das farbige Chorfenster zum Beispiel wurde Mitte der 50er Jahre von Katharina Peschel aus Mahlsdorf geschaffen. Es zeigt das seit dem 4. Jahrhundert bekannte und wohl häufigste Christussinnbild des Lammes mit der Siegesfahne.
Links und rechts des farbigen Chorfensters befinden sich zwei mittelalterliche Tafelbilder. Sie zeigen den Kirchenvater Hieronymus mit dem Löwen und den heiligen Erasmus, einen Märtyrer des 4. Jahrhunderts. Ursprünglich hingen die beiden Bilder in der Kirche von Knoblauch bei Ketzin. Zur Jahreswende 1968/1969 wurde das Dorf Knoblauch zu Gunsten eines Erdgasspeichers aufgegeben und die Tafelbilder zogen nach Börnicke um.
Die Kirchenältestenbank mit Bildern der 12 Apostel und biblischen Sprüchen ist ein weiteres spannendes Zeitzeugnis. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert. Ein unbekannter Maler schuf sie im Auftrag des damaligen Gutsbesitzer und Kirchenpatron Wolmir von Wrangel. Derartig meisterhafte Kirchenmalereien sind in Brandenburg selten zu finden.
Auf der Westempore befindet sich eine vom Berliner Orgelbaumeister Albert Lang im Jahre 1883 erbaute und 2001 generalüberholte Orgel. Sie erklingt heute noch zu den Gottesdiensten.
Die Börnicker Kirchenglocken im Westturm
Als »Meisterglocke von ganz seltener Reinheit und Klangschönheit« bezeichnete der Glockenexperte Prof. Wolfgang Reimann die große Glocke im Jahr 1932. Vermutlich ist sie an die 700 Jahre alt. Besonders ist aber nicht nur ihr Klang und ihr Aussehen – am Glockenhals befinden sich sechs gegossene runde Reliefs mit christlichen Darstellungen. Bemerkenswert ist auch die Geschichte der großen Glocke, die fast wie ein Märchen klingt.
Denn im ersten Weltkrieg wäre sie fast verloren gewesen. Zu dieser Zeit brauchte man Bronze zur Produktion von Granaten und so sollten auch die drei Börnicker Glocken abgeliefert werden. Am 27. Dezember 1917 bewegten sich zwei Ackerwagen wie ein Trauerzug bei Schnee und Glätte in Richtung Bernau. Während die beiden kleinen Glocken auf dem einen Wagen auf Nimmerwiedersehen davongefahren wurden, brach an dem anderen Wagen, auf dem die große Glocke lag, eine Achse. Da die Glocke 670 kg wog, war ein Abund Umladen an Ort und Stelle vollkommen unmöglich. Also wurde der Wagen mit großer Mühe ins Dorf zurück gezogen. Die Börnicker sprachen von einem Wunder: »Die Glocke wollte nicht aus unserem Dorf!«. Umgehend wurde ein Antrag gestellt, die Glocke im Dorf zu belassen. Und tatsächlich: schon am 6. Januar 1918 wurde die Freigabebescheinigung erteilt.
Am 1. April 1932 wurden in Karlsruhe zwei neue Glocken als Ersatz für die beiden kleineren eingeschmolzenen gegossen. Bereits am 2. Mai läuteten sie bei ihrer Einweihung. Jedoch am 2. Februar 1942 mussten auch diese beiden neuen Glocken abgeliefert werden. Der zweite Weltkrieg sollte mit ihnen gewonnen werden. Die alte große Glocke jedoch wurde erneut begnadigt und blieb im Turm der kleinen Dorfkirche hängen.
Auf dem Kirchhof
Einige Spuren ehemaliger Gutsbesitzerinnen und Bewohnerinnen von Börnicke finden sich auch auf dem Kirchhof. Teilweise ist ihre Lebensgeschichte sehr eng mit dem Dorf verwoben.
An der Südseite des Kirchturmes befinden sich die Grabstätten des letzten Rittergutsbesitzers Paul von Mendelssohn-Bartholdy (Bauherr des um 1910 umgebauten Börnicker Schlosses) und seiner Eltern Marie und Ernst von Mendelssohn-Bartholdy. Auf ihren Grabsteinen findet man neben dem Kranich (Wappentier der Familie Mendelssohn-Bartholdy) auch eine Taube – sie ist das Tier im Siegel der Gemeinde Börnicke. Mit dem Wunsch der Beisetzung direkt an der Kirchenmauer brachten die Mendelssohn-Bartholdys ihre große Verbundenheit mit Börnicke zum Ausdruck. Sie prägten das Bild des Dorfes entscheidend mit.
Die kleine Kapelle an der Nordseite des Kirchhofes, wie auch das nahe gelegene »Marienheim«, wurde von Marie Mendelssohn (Ehefrau von Ernst von Mendelssohn-Bartholdy) gestiftet. Sie stammt aus dem Jahr 1905, wie ein grauer Feldstein im oberen Teil des Giebels auf der Rückseite der Kapelle zeigt.
Etwas versteckt hinter einem Zierbaum zwischen den Grabsteinen von Marie und ihrem Sohn Paul von Mendelssohn-Bartholdy befindet sich ein Relikt aus ganz frühen Zeiten der Kirche: eine kleine, vermauerte Tür, die früher in den Westturm führte ist hier zu entdecken.
Die von einer kleinen Lindenallee gerahmte Granitstele auf der Westseite des Kirchhofs lies der Gutsbesitzer Otto Franz Hosemann für seine im Kindbett verstorbene Frau Helene Auguste Louise und die gemeinsame Tochter Henriette Helene Wilhelmine aufstellen. In den 50er Jahren wäre die Granitstele beinahe verkauft worden. Doch die damaligen Kirchenältesten blieben standhaft: »Das Denkmal bleibt!« Ein weiteres Andenken an die beiden findet sich im Namen des zum Gut Börnicke gehörigen südwestlich vorgelagerten Vorwerk. Hosemann gab ihm den Namen »Helenenau« nach seinen beiden verstorbenen Lieben.
Im Zuge einer Erweiterung des Friedhofs wurde das westliche Friedhofstor mit Spitzbogen aus dem 15. Jahrhundert abgerissen. Seither verfügt der Kirchhof nur noch über das östliche Tor, welches in unmittelbarer Nähe zur Dorfschule zu finden ist.