21.06.2022

Verschollene Plastik ist wieder zurück

Pressemitteilung 137/2022 der Stadt Bernau

„Jetzt ist sie da, wo sie hingehört", sagt Jeannette Vogel mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. 30 Jahre lang stand die Bronzeplastik „Schwimmerin" von Walter Arnold im Garten ihrer Eltern zwischen Pool und Teich.

Die Frau aus Bergkamen in Nordrhein-Westfalen ahnte genauso wenig wie ihre beiden Schwestern, dass es sich bei der Plastik um eine wertvolle Bildhauerarbeit aus der Waldsiedlung handelt. Erst nach dem Tod des Vaters im vergangenen Jahr fanden die erwachsenen Töchter einen Zeitungsartikel über die vermissten Kunstwerke der Waldsiedlung in seinem Nachlass.

Die Bernauer Waldsiedlung entstand ab 1958 als geschlossene Wohnsiedlung des DDR-Politbüros. Die Wohnanlagen und Parks der Siedlung wurden nach und nach mit Kunstwerken aufgewertet. Der damalige deutsche Kunstprofessor Waldemar Grzimek (1918-1984) traf die Auswahl für die Waldsiedlung. Seine Wahl war politisch neutral und er war gleichermaßen künstlerisch anerkannt in West wie Osten. Mit dem Ende der DDR mussten auch alle Bewohner der Waldsiedlung das Wohngebiet verlassen. Bei einer Bestandsaufnahme der Kunstwerke Anfang 1992 durch die Kunstwissenschaftlerin Dr. Gunda Ihlow – initiiert durch den Förderkreis Bildende Kunst Bernau e.V. und beauftragt durch den Landkreis Bernau – konnten alle Werke fotodokumentiert und gelistet werden. Im Oktober des gleichen Jahres waren sechs Plastiken verschwunden.

Die Stadt Bernau bei Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Skulpturensammlung der Waldsiedlung die notwendige Wiederherstellung, Pflege und Sicherung zukommen zu lassen und sie in Ausstellungsräumen erlebbar zu machen. „Die gesamte Skulpturensammlung im Außenraum wurde 2010 über drei Jahre hinweg geborgen, nachdem die Bronzeplastik allesamt von den Sockeln unsachgemäß demontiert wurden und in einer Möbelhalle ebenso unsachgemäß eingelagert wurden. Sie wiesen zum Teil Beschädigungen bis hin zu gröbsten Vandalismusschäden auf. Die Stadt Bernau hat in den peu á peu alle Werke mit beträchtlichem Aufwand in Fachwerkstätten restaurieren lassen“, erinnert Sabine Oswald-Göritz, die im Kulturamt der Stadt unter anderem für den Kunstraum Innenstadt verantwortlich ist, an den langwierigen Prozess.

So konnte im Juni 2013 der Kunstraum Innenstadt mit Skulpturen und Plastiken bedeutender deutscher Bildhauer des 20. Jahrhunderts eröffnet werden. Heute, neun Jahre später, sind mit der „Schwimmerin“ 19 Skulpturen wieder vereint. 

„Als am 1. März 2022 der Anruf aus Nordrhein-Westfalen kam, musste ich mich erst einmal hinsetzen. Vor Überraschung und Freude“, so Sabine Oswald-Göritz. Die Bronzeplastik wurde nach der Rückführung im September 2021 durch den Berliner Bildhauermeister Carlo Wloch und begleitet vom Kurator der Stadt Bernau Thomas Kumlehn Anfang dieses Jahres an die Bildgießerei Seiler aus Schöneiche zu Restaurierungsarbeiten übergeben. Am 16. Juni 2022 konnte die „Schwimmerin“ im Kunstraum Innenstadt aufgestellt werden.

 „Sie ist einfach schön. Sie sieht hoch konzentriert aus in ihrem Badeanzug, als stünde sie auf dem Startblock kurz vor dem Sprung ins Wasser, so Sabine Oswald-Göritz. Die Wiederkehr der Arbeit von Walter Arnold begleitete auch Jeannette Vogel. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern war sie angereist, um die Bronzeplastik im Kunstraum Innenstadt zu bestaunen. Und alle Gäste des feierlichen Aktes hatten ein und dieselbe Frage an sie. Wie war ihr Vater an die „Schwimmerin“ gekommen.

„Mein Vater war Schwimmbadtechniker und hatte über einen längeren Zeitraum hinweg in der Waldsiedlung gearbeitet. An einem Tag kam ein Lkw und sammelte Kunstwerke ein. Weil die Skulpturen so lieblos auf den Anhänger geworfen wurden, fragte mein Vater, was damit passiert. Und vermutlich ist die „Schwimmerin“ gegen ein Kasten Bier oder etwas Westgeld zu uns gekommen. Mein Vater war schon immer künstlerisch interessiert und ihm hatte die Skulptur gefallen. Und so stand sie 30 Jahre bei uns zuhause im Garten zwischen Teich und Pool“, erinnert sich Jeannette Vogel.

Dass die Plastik ein berühmtes, wertvolles und vor allem gesuchtes Kunstwerk war, war den Kindern nicht klar. „Irgendwann hat mein Vater von einem Nachbarn den Zeitungsartikel erhalten. Das muss ihn beschäftigt haben. Kurz vor seinem Tod hat er unserer Mutter gesagt, dass eine Sache noch zu erledigen sei“, so Jeannette Vogel. Gemeinsam mit ihren Schwestern hat sie die Herkunft der Schwimmerin recherchiert und die Rückführung in die Wege geleitet.

 „Wir danken der Familie Vogel, dass sie uns die „Schwimmerin“ zurückgebracht haben. 30 Jahre lang kannten wir sie nur vom Foto“, so Kulturamtsleiter Christian Schwerdtner. Fortan ist sie wie alle anderen Plastiken aus der Waldsiedlung im Kunstraum Innenstadt zu finden und für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Leiter des Kulturamtes wünscht sich, dass auch die zweite Plastik von Walter Arnold „Jugend – Baumeister der DDR“ (Bronze, 1951) wieder gefunden wird. Sie gilt bis heute als verschollen, wird aber weiterhin gesucht.

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