13.02.2023
Schönow: Gedenken an vier Widerstandskämpfer
Wie schon im Februar vor drei Jahren gedachten letzte Woche zahlreiche Schönower den Widerstandskämpfern aus ihrem Ortsteil. Zwei Frauen und zwei Männer, die sich mutig gegen die Nationalsozialisten stellten, wurden 1943 und 1944 hingerichtet oder starben in Haft.
Die Stadt Bernau, der Ortsbeirat Schönow mit seinem Ortsvorsteher Sven Grosche und die Arbeitsgemeinschaft Zeitgeschichte hatten für den 8. Februar, dem Geburtstag des Widerstandskämpfers Wolfgang Knabe, zur offiziellen Straßeneinweihung eingeladen. Neben Knabe engagierten sich auch Marie Burde, Auguste Haase und Willi Seng auf verschiedene Weise mutig gegen das NS-Regime, die Verfolgung und Ermordung Andersdenkender und den anhaltenden Krieg. Um ihrer zu gedenken, wurden die neuen Siedlungsstraßen in Schönow nach den vier Mutigen benannt. Neu angebrachte Zusatzschilder informieren seit Kurzem über deren Leben und Wirken.
„Wir sind heute hier, um vier mutige Menschen zu ehren, die in Schönow gelebt oder gewirkt und vor allem Menschlichkeit bewiesen haben“, begrüßte der Bürgermeister von Bernau die Anwesenden. Während Marie Burde und Wolfgang Knabe, unabhängig voneinander, Verfolgten zur Flucht verhalfen, waren Auguste Haase und Willi Seng eher aufklärerisch tätig, informierten über die Methoden der Nazis und riefen auf Flugblättern zum Widerstand auf.
Annkatrein Becker von der Arbeitsgemeinschaft Zeitgeschichte referierte die Lebensläufe der Vier und besonders über deren Wirken im aktiven Widerstand. Unter den Anwesenden befand sich auch die Tochter von Wolfgang Knabe, Edith Pfeiffer. Sie ließ es sich nicht nehmen, ein paar Worte an die Anwesenden zu richten. Darin berichtete sie vom Aufwachsen ohne den Vater, und wie ihre Mutter das Andenken an ihn lebendig hielt.
„Dieser Termin heute ist ein ganz wichtiger Termin des Gedenkens. Er mahnt an eine Zeit, die sich nie wieder wiederholen darf. Nie wieder dürfen Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihres Glaubens oder ihrer Herkunft diskriminiert, verfolgt, vertrieben oder gar ermordet werden. Nie wieder darf nationalsozialistisches Denken und Handeln die Vorherrschaft erhalten. Deshalb müssen wir an solchen Tagen an diese Zeit erinnern. Wir müssen vor allem den jungen Generationen vermitteln, welche Greueltaten sich bis 1945 in Deutschland ereigneten“, mahnte Bernaus Bürgermeister André Stahl.
Die Kurztexte auf den Zusatzschildern im Einzelnen:
Marie Gertrud Anna Burde, *9.6.1892 +12.7.1963,
Zeitungsverkäuferin, Lumpensammlerin; versteckte 1943
drei jüdische Jugendliche aus Berlin bei sich in Schönow.
Seit 2012 in der israelischen Gedenkstätte Yad Vaschem
als “Gerechte unter den Völkern” geehrt.
Auguste Haase (geb. Kaminski), *26.8.1899 +12.1.1945,
Arbeiterin und Antifaschististin; half sowjetischen und
französischen Zwangsarbeiter im Schönower Kabelwerk,
verhaftet im August 1944, von den Nationalsozialisten
im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Wolfgang Knabe, *8.2.1909 +30.11.1943,
Arbeiter und Antifaschist; versteckte in seinem
Schönower Haus einen jüdischen Bürger, verhaftet
Anfang 1943 und wegen Hochverrats angeklagt.
Verstarb in der Haftanstalt Berlin-Moabit.
Willi Seng, *11.2.1909 +27.7.1944,
Arbeiter und aktiver Leichtathlet in Schönow;
Aktiver Widerstandskämpfer im Ruhrgebiet, in Frankreich,
Dänemark und den Niederlanden. Verhaftet Anfang 1943,
von den Nationalsozialisten in Köln-Klingelpütz ermordet.