01.09.2025
Museumsgeschichten aus Bernau: Das Spundbajonett
Pressemitteilung 308/2025 der Stadt Bernau
Jedes Museum steckt voller Geschichten. Spannende, kuriose, rührende Ereignisse verbergen sich hinter den Ausstellungsstücken im Museum im Steintor, im Museum im Henkerhaus und im Stadtarchiv. In der Serie „Museumsfundstück des Monats“ stellt das Team des Museums Bernau jeweils ein Objekt in den Mittelpunkt und erzählt seine Geschichte.
Das Spundbajonett
Objekt 3 von ca. 15.653 im Museumsdepot
Das Museum Bernau blickt auf eine lange Geschichte als Rüst- und Waffenkammer zurück. Dennoch wurde in den „Museumsgeschichten aus Bernau" schon länger keine Waffe mehr vorgestellt. Umso spannender ist der Blick auf ein besonderes Stück aus dem Museumsdepot, das bislang nicht in den Ausstellungen zu sehen war: Das Spundbajonett.
Diese Waffe stammt aus einer Zeit des militärischen Wandels. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entwickelte man das Spundbajonett, das vorne in den Lauf einer Muskete gesteckt wurde. So konnte der Musketier seine Schusswaffe in eine Stoßwaffe für den Nahkampf verwandeln. Zuvor waren Musketiere auf den Schutz durch Pikeniere angewiesen – schwer gerüstete Soldaten mit langen Piken. Doch mit dem Bajonett wurden diese bald überflüssig. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts verschwanden die Pikeniere von den Schlachtfeldern Europas.
Das Spundbajonett konnte auch als Dolch verwendet werden, hatte jedoch einen entscheidenden Nachteil: Solange es im Lauf steckte, war die Muskete nicht einsatzbereit. Die Lösung brachte das Tüllenbajonett, das über die Laufmündung gestülpt wurde und das Schießen weiterhin ermöglichte.
„Unser Exemplar besitzt eine schmale Klinge mit doppeltem Hohlschliff, ist einseitig geschärft und trägt die Inschrift ‚TOLEDO ANO 1707'. Die spanische Stadt Toledo war über Jahrhunderte ein Zentrum der europäischen Waffenherstellung. Der berühmte Toledostahl galt als einer der besten seiner Zeit – Fürsten ließen sich Prunkwaffen aus dieser Stadt liefern. Mit dem Übergang von Söldnerheeren zu stehenden Heeren wurden Waffen zunehmend in Serie gefertigt, doch die Qualität blieb hoch. So erkennt man an diesem Bajonett, wie sich militärische Notwendigkeit und handwerkliche Kunst in einem einzigen Objekt begegnen", erläutert Museumsmitarbeiter Leo Grabsch.
Dieses Stück ist nicht nur eine Waffe – es ist ein Zeugnis einer Epoche, in der sich Kriegführung, Staatlichkeit und Waffenproduktion grundlegend wandelten - ein stiller Zeitzeuge im Museumsdepot des Museums Bernau.