23.09.2020

Bis 2. Oktober: Deutsch-polnisches Bildhauersymposium „Terrain – Teren“

In eine Werkstatt unter freiem Himmel hat sich ein Teil des Bernauer Stadtparks verwandelt. Nahe dem Stadtgärtnerhaus am Pulverturm hat man die seltene Gelegenheit, Bildhauern bei der Arbeit zuzusehen. Viele Bernauer nutzen das auch und kommen mit den Künstlern ins Gespräch. „Die Leute interessieren sich für das, was wir hier machen und sprechen uns an“, so Robert Schmidt-Matt, einer der sechs Bildhauer und Bildhauerinnen, die am deutsch-polnischen Symposium „Terrain – Teren“ teilnehmen. In seinem Kunstwerk „Das Gemeinsame im Ganzen“ sind vier einzelne Teile im begrenzten Raum eines Sandsteinwürfels unlösbar miteinander verbunden.

Veranstaltet wird das Bildhauersymposium von der Stadt Bernau in Partnerschaft mit der Gemeinde Panketal. Neben Robert Schmidt Matt, Rolf Biebl und Marguerite Blume-Cárdenas aus Berlin nehmen Stanislaw Kilarecki aus Nysa, Norbert Sarnecki aus Pozńan und Dorota Tołłoczko aus Szczecin daran teil.
Letztere spricht auch perfekt Deutsch und hilft, wenn es Sprachbarrieren gibt. Sie arbeitet an einer Installation aus Stahl und Solarlicht mit dem Titel „aufsteigend“. „Die Idee der Installation knüpft an mein Interesse am Schaffen von Werken an, die unmittelbar mit der Natur assoziiert werden können und aus industriellen Werkstoffen oder Abfällen errichtet werden“, so die Künstlerin, die die Werkstatt für Bildhauerei und Raumaktivitäten an der Kunstakademie Szczecin leitet.

Stanislaw Kilarecki macht es Freude, am Bildhauersymposium teilzunehmen. „Das Wetter spielt mit, es sind tolle Kollegen und ich komme gut voran – was will man mehr“, so der Künstler. Seine Sandsteinskulptur „Terra acropolis“ bezieht sich auf das Denken über die Erde als Mutter aller Schöpfung, aber mit dem Zivilisationskorsett, das die Menschen ihr angelegt haben.

„Schattenwächter“ nennt Norbert Sarnecki die Skulptur, die gerade unter seinen Händen aus Sandstein entsteht. Sie stellt einen geduldig auf den Himmel starrenden Windhund dar. „Der Hund wacht über sein Territorium und ist bereit, jederzeit zum gewählten Ziel loszulaufen. Sein Schatten markiert am Tag und in der Nacht das Terrain um die Figur, welches zu ihrer Umgebung und gleichzeitig einer Aufzeichnung der vergehenden Zeit wird“, so der Künstler.

Die Trägerin des diesjährigen Brandenburger Kunstpreises im Bereich Plastik, Marguerite Blume-Cárdenas arbeitet an der Sandsteinskulptur „Pan und Dryade“, einem Wegzeichen in der Form eines Januskopfes „als Symbol für die Zweispältigkeit und des Anfangs und des Endes“. Die Komposition von zwei Gesichtern nutzend, wählte sie für ihre Arbeit zwei Köpfe aus der Mythologie: Pan (Gott der Natur, Pflanzen und Tiere) und Dryade (Nymphe, Naturgeist, die im Baum lebt und mit ihm stirbt).

Die Sandsteinskulptur „Der Erde zugewandt …“ entsteht unter den Händen von Rolf Biebl. „Der Mensch ist Teil der Natur – aber gleichzeitig handelt er oft zum Schaden der Natur. Die Skulptur thematisiert das Spektrum dieser Gedankengänge“, so der Künstler, der als Dozent an verschiedenen Kunsthochschulen arbeitet.

Auch auf dem Kunst-und Handwerkermarkt am kommenden Sonntag kann man den Künstlern bei ihrer Arbeit zusehen. Das Bildhauersymposium endet am Freitag, dem 2. Oktober. Um 15 Uhr beginnt die Abschlussveranstaltung, zu der alle Interessierten eingeladen sind.

 

Ausführliche Informationen zu den Künstlern

Zusammenstellung der Texte: Julia Herfurth und Natalie Obert

 

NORBERT SARNECKI
POZŃAN
Norbert Sarnecki wurde 1974 in Kielce geboren. Er studierte Bildhauerei an der Kunstuniversität Posen. Nach seinem Abschluss 2001 arbeitete er dort als Lehrkraft in der Bildhauerwerkstatt von Prof. W. Kujawski, bis er 2010 den Doktortitel in Bildhauerei erhielt. Er ist Teilnehmer zahlreicher Ausstellungen im In- und Ausland. Er realisiert sowohl monumentale Darstellungen wie Gartenskulpturen, Springbrunnen oder Denkmäler als auch Kleinplastiken und Skulpturen. Dabei ist er nicht allein auf einen Werkstoff festgelegt. Er arbeitet in Stein, Bronze, Holz oder Kunststoff.

Sein Projekt im Bildhauersymposium in Bernau:
Schattenwächter
Sandstein

„Die Skulptur stellt einen geduldig auf den Himmel starrenden Windhund dar. Der Hund wacht über sein Territorium und ist bereit, jederzeit zum gewählten Ziel loszulaufen. Sein Schatten markiert am Tag und in der Nacht das Terrain um die Figur, welches zu ihrer Umgebung und gleichzeitig einer Aufzeichnung der vergehenden Zeit wird.“ (Norbert Sarnecki)

 

STANISLAW KILARECKI
NYSA
Stanislaw Kilarecki ist Absolvent der Akademia Sztuk Pięknych (Akademie der Künste) in Kraków. Er arbeitet auf dem Gebiet der Skulptur und Malerei. Er ist Dozent an der Policealne Studium Artystyczne in Nysa, an der WSP in Opole und auch an der Uniwersytet Opolski (Opole).
Kilarecki ist Mitglied im ZPAP (Verband polnischer Künstler) und der NGA (Künstlergruppe) Nysa. Er organisierte 16 Einzelausstellungen und nahm an 20 Pleinairs und an 60 Ausstellungen im In- und Ausland (Polen, Deutschland, Frankreich, Tschechische Republik) teil.
Seine Bildhauerarbeiten sind aus Holz, Stein, Bronze und Keramik.

Sein Projekt beim Bildhauersymposium in Bernau:
Terra acropolis
Sandstein

„Meine Skulptur wird sich auf dieses Denken über die Erde als Mutter aller Schöpfung beziehen, aber mit dem Zivilisationskorsett, das wir ihr angelegt haben. Etwas, das ein Gefühl der Sicherheit vermitteln sollte, ist zugleich auch eine große Einschränkung.“ (Stanislaw Kilarecki)

 

DOROTA TOŁŁOCZKO-FEMERLING
SZCZECIN
Dorota Tołłoczko-Femerling wurde 1981 in Świnoujście geboren. Sie studierte an der Hochschule für Kunstgewerbe in Szczecin, dort absolvierte sie ihren Master mit Auszeichnung. Seitdem realisiert sie Ausstellungen und interdisziplinäre Projekte im In- und Ausland und war als Assistentin und Kuratorin tätig. 2017 erhielt sie den Doktortitel an der Kunstfakultät der TU Radom. Aktuell leitet sie die Werkstatt für Bildhauerei und Raumaktivitäten an der Kunstakademie Szczecin. Sie ist Mitglied des Polnischen Verbandes der Bildenden Künstler.

Ihr Projekt im Bildhauersymposium in Bernau:
aufsteigend
Eine Installation aus Stahl und Solarlicht

„Die Idee der Installation knüpft an mein Interesse am Schaffen von Werken an, die unmittelbar mit der Natur assoziiert werden können und aus industriellen Werkstoffen oder Abfällen errichtet werden.
„aufsteigend“ als Form, die zurück zur Natur will und das Menschliche mit einem der Erde entrissenen Material verbindet. Sie ist auch eine Karrikatur der nicht mehr möglichen Versuche der Menschen, vollständig zur Natur zurückzukehren.“ (DOROTA TOŁŁOCZKO-FEMERLING)

 

ROLF BIEBL
BERLIN
Rolf Biebl (*1951 in Klingenthal) studierte Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Er begann dort seine Aspirantur und schloss diese an der Kunstakademie Budapest, Ungarn ab. Später war er Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin. 1981 gründete er gemeinsam mit Clemens Gröszer und Harald K. Schulze die Künstlergruppe Neon Real. Seit 1985 hat er Lehraufträge an verschiedenen Kunsthochschulen in Deutschland inne und ist seit 1994 Dozent an der HTW Berlin im Fachbereich Gestaltung und Kultur.
Seine Arbeiten sind im öffentlichen Raum in Berlin, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Rostock zu finden. Überdies ist Biebl in zahlreichen Sammlungen vertreten.

Sein Projekt im Bildhauersymposium in Bernau:
„Der Erde zugewandt …“
Sandstein

„Das Konzept der Rezeption assoziiert die feste Verbindung / Verschmelzung von Mensch und Erde – die menschliche Figur in seiner Geste wendet sich der Erde zu, heute, in einer Zeit, in der ein starkes weltweites Bewusstsein für die Fragilität von Klima, Naturbewirtschaftung und Umweltschutz gewachsen ist. Der Mensch ist Teil der Natur – aber gleichzeitig handelt er oft zum Schaden der Natur. Die Skulptur ‚Der Erde zugewandt …‘ thematisiert das Spektrum dieser Gedankengänge.“ (Rolf Biebl)

 

MARGUERITE BLUME-CÁRDENAS
BERLIN
Marguerite Blume-Cárdenas (*1941 in Elne, Frankreich) ist Trägerin des diesjährigen Brandenburger Kunstpreises im Bereich Plastik.

Von 1960 bis 1963 studierte Blume-Cárdenas an der Arbeiter- und Bauernfakultät für Bildende Kunst in Dresden und absolvierte von 1963 bis 1964 eine Steinmetzlehre in Berlin. Dem schloss sich von 1964 bis 1969 ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden an, wo ihre Lehrer Gerd Jaeger, Walter Arnold und Hans Steger waren. Seit 1969 ist Blume-Cárdenas als freischaffende Bildhauerin tätig und an diversen Ausstellungen beteiligt. Ihre Arbeiten befinden sich zum Teil in Privatbesitz und sind unter anderem im öffentlichen Raum in Berlin, Eisenhüttenstadt, Frankfurt (Oder), Rostock und Lindabrunn (Österreich) zu sehen.

Ihr Projekt im Bildhauersymposium in Bernau:
Pan und Dryade
Sandstein

„Für die Arbeit in Bernau plane ich ein Wegzeichen in der Form eines Januskopfes (Symbol für die Zweispältigkeit und des Anfangs und des Endes). Die Komposition von zwei Gesichtern nutzend, wähle ich für meine Arbeit zwei Köpfe aus der Mythologie: Pan (Gott der Natur, Pflanzen und Tiere) und Dryade (Nymphe, Naturgeist, die im Baum lebt und mit ihm stirbt). Beide Köpfe fremd und vertraut, einträchtig beide und beide vorausschauend. Die Gesichter Symbol des Schutzes der Natur und des Lebens. Ein Wegzeichen als Markierung der Landschaft.“ (MARGUERITE BLUME-CÀRDENAS)

 

ROBERT SCHMIDT-MATT
BERLIN
Robert Schmidt-Matt (*1954 in Berlin) studierte Malerei und Bildhauerei an der Hochschule der Künste Berlin. Seit 1984 ist er als freischaffender Künstler in Berlin tätig und arbeitet bevorzugt mit Naturstein. Er hat seit 1988 verschiedene Lehraufträge inne. Seit 2002 ist er Bühnenbildner für das Theaterforum Kreuzberg. Seit 1983 ist er an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen und Bildhauersymposien beteiligt und seit 1997 Mitglied der Kunst am Bau Kommission Berlin-Kreuzberg. Seine Arbeiten sind im öffentlichen Raum zu sehen, u.a. in Berlin, Bielefeld, Mersin (Türkei) und in Dakar (Senegal). Überdies realisiert Schmidt-Matt öffentliche und private Aufträge.

Sein Projekt im Bildhauersymposium in Bernau:
Das Gemeinsame im Ganzen (Sandstein)

„In der Arbeit ‚Das Gemeinsame im Ganzen‘ sind vier einzelne Teile im begrenzten Raum eines Würfels unlösbar miteinander verbunden. Jedes für sich ist beweglich, aber die Teile sind so verschlungen, verkettet, dass sie zusammen bleiben. Aus dem roh gebrochenen Stein, einem starren Fragment, erwächst ein neues bewegtes Ganzes. Die Außenflächen des Steinwürfels bleiben unberührt. Ich teile das Terrain zeichnerisch auf, grabe Linien in die Oberfläche des Steins, treibe sie tiefer, bis sie sich im Stein treffen und die verschiedenen Teile entstehen lassen und diese räumlich voneinander abgrenzen.“
(Robert Schmidt-Matt)

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