Starkregenkonzept
Starkregenereignisse werden nach Prognosen von Klimaforschern immer häufiger, wodurch das Risiko für lokale Überschwemmungen stark zunehmen wird. Ursachen dafür sind, dass die extremen Niederschlagsmengen nicht schnell genug vom Boden oder von den Entwässerungsstrukturen aufgenommen, versickert oder abgeleitet werden können. Das Wasser sammelt sich dann oberirdisch und führt in einigen Fällen zu lokalen Überschwemmungen. Dies kann zu Schäden an Gebäuden und Infrastrukturanlagen, Bodenerosionen und Ernteeinbußen führen sowie (Nutz-)Tieren schaden.
Besonders hoch ist das Überschwemmungsrisiko dort, wo das Regenwasser nicht versickert bzw. gespeichert werden kann und daher ungehindert abfließt. Das ist insbesondere bei versiegelten und bebauten Flächen sowie bei verdichteten und vegetationsarmen Böden der Fall.
Beispielsweise kam es in der Nacht vom 4. zum 5. August 2013 zu einem Starkniederschlagsereignis, wo im Zeitraum von weniger als zwei Stunden eine Niederschlagssumme von 43,1 Millimetern gemessen wurde. Das entspricht mehr als der Hälfte der Niederschlagssumme für den Monat August. Im Sommer 2019 reichte ein 30-minütiger Starkregen, um die Bernauer Innenstadt unter Wasser zu setzen. Teile der Stadtverwaltung mussten evakuiert werden. Dies war nicht das erste Ereignis dieser Art.
Mit der Erarbeitung eines Handlungskonzeptes zum Umgang mit Starkregen soll eine konkrete Grundlage für die Anpassung an den Klimawandel im Bereich Starkregenvorsorge in der Stadt Bernau bei Berlin geschaffen werden. Das Handlungskonzept soll folgende Punkte beinhalten:
- Bestandsanalyse
- Gefährdungsanalyse mit Starkregengefahrenkarten
- Risikoanalyse und Risikobeurteilung
- Maßnahmenkatalog
Im Rahmen der Bestandsanalyse wird das vorhandene Wissen zusammengetragen. Dabei werden insbesondere die naturräumlichen, physischen und technischen Gegebenheiten vor Ort analysiert. Diese Grundlage wird bei der Gefährdungsanalyse für die Modell-Berechnung von verschiedenen Niederschlagsszenarien genutzt. Betrachtet wird ein seltenes 30-jähriges, ein außergewöhnliches 100-jähriges und ein extremes Regenereignis.
Für jedes Szenario wird eine Starkregengefahrenkarte erstellt. Diese Karten enthalten unter anderem Informationen zu erwartenden Abflussverhältnissen und Überflutungszuständen wie Fließtiefen und Fließgeschwindigkeiten. Es werden dabei in besonderem Maße von Überflutungen betroffene Areale aufgezeigt. Somit können frühzeitig Problembereiche im Rahmen der Bauleit- und Objektplanung identifiziert werden. Bei der Risikoanalyse werden besonders risikobehaftete Objekte und Anlagen identifiziert und die bestehenden Überflutungsrisiken bewertet. Das Ergebnis wird in Risikosteckbriefen zusammengefasst. Aus den Ergebnissen der Gefährdungs- und Risikoanalyse wird ein Maßnahmenkatalog abgeleitet.
Bei der Erstellung des Handlungskonzeptes durch ein externes Fachbüro werden verschiedene Akteure sowie die Bürger mit einbezogen. Projektstart war Ende 2025 – die Bearbeitung wird voraussichtlich ungefähr ein Jahr dauern.
Die Erstellung des Handlungskonzeptes zum Umgang mit Starkregen wird vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) des Landes Brandenburg im Rahmen des Programms "Anpassung an den Klimawandel in den Bereichen Starkregenvorsorge sowie denkmalgeschützte Garten- und Parkanlagen im Land Brandenburg" gefördert. Die Förderung wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert. Die Projektbetreuung erfolgt über die ILB (Investitionsbank des Landes Brandenburg).