03.07.2012
Jedes Projekt ist eine neue Herausforderung
Vorgestellt: das Bauamt der Stadt Bernau bei Berlin. Zum Amt gehören die Sachgebiete Hochbau, Tiefbau und Grünflächen sowie Bauverwaltung. 14 Mitarbeiter sind im Bauamt tätig. Die städtische Pressestelle bat Amtsleiterin Simone Rochow um ein Interview.
Frau Rochow, seit dreieinhalb Jahren leiten Sie das Bauamt. Ein sicher nicht immer einfacher Job, wird in Bernau doch viel gebaut …
Diesen Job anzutreten, war für mich schon eine Herausforderung. Allerdings arbeite ich seit 1995 im Bauamt, so dass ich die Abläufe da ganz gut kannte und auch schon an vielen Projekten mitwirken konnte. Ich wusste und weiß außerdem, dass ich ein tolles Team an meiner Seite habe, auf das ich mich verlassen kann.
Die Aufgaben für das Bauamt sind im Laufe der Jahre nicht weniger, sondern zahlreicher geworden. Durch die Eingemeindung von Börnicke, Ladeburg, Lobetal und Schönow ist unsere Stadt enorm gewachsen. Außerdem erfreuen wir uns eines beachtlichen Zuzugs. Hatte Bernau 1995 noch 22.000 Einwohner, so sind es inzwischen mehr als 37.000. Wenn ich unterwegs bin, sehe ich immer wieder neue Projekte, die in Angriff genommen werden müssen. Man ist nie fertig, nie zufrieden. Ich habe keine Sorge, dass es hier irgendwann einmal langweilig wird.
Zu meinen Erfahrungen gehört auch, dass nicht immer alles planmäßig läuft und der Weg nicht immer eben ist. Oft müssen Hürden genommen werden. Das macht das Bauen spannend und interessant. Die Freude ist dann umso größer, wenn wir Probleme gemeistert haben.
Unsere Arbeit liegt auch immer im Fokus der Bernauer. Wenn etwas nicht funktioniert, werden wir sofort darauf hingewiesen. Bei allen Problemen, die es zweifelsohne gibt: Ich bin gern Bauamtsleiterin von Bernau.
Nun ist Bauen nicht gleich Bauen. Welche Aufgaben haben die Mitarbeiter in den einzelnen Sachgebieten?
Im Sachgebiet Hochbau sind drei Mitarbeiter beschäftigt. Sie bearbeiten alle Investitionen, die Kindertagesstätten, Schulen und Turnhallen betreffen. Hinzu kommen die Verwaltungsgebäude, Denkmalschutzobjekte und Parkhäuser.
Die Bearbeitung eines Projektes beginnt mit der Formulierung der Aufgabenstellung, die mit anderen Fachämtern und Nutzern abzustimmen ist, geht über die Beauftragung von Planungsbüros, die Durchführung und Begleitung der Ausschreibungsverfahren bis hin zur Realisierung und Abrechnung der Vorhaben. Der Schwierigkeitsgrad steigt natürlich bei der Durchführung von Bauleistungen bei laufendem Betrieb in den Einrichtungen.
Im Sachgebiet Tiefbau arbeiten fünf Mitarbeiter. Hier geht es vordergründig um kommunalen Straßen- und Tiefbau. Unter Berücksichtigung des Straßenausbaukonzeptes und der Regenwasserkonzepte werden die Aufgabenstellungen formuliert, Planungsbüros beauftragt und die Abstimmungen mit den Trägern öffentlicher Belange geführt.
Nach dem Ausbaubeschluss durch die Stadtverordnetenversammlung wird das jeweilige Ausschreibungsverfahren begleitet und nach Auftragsvergabe und Information an die Anlieger mit der Realisierung begonnen.
Außerdem werden im Sachgebiet Tiefbau Anträge zur Herstellung und zum Umbau von Zufahrten bearbeitet. Firmen, die Aufgrabungen im Auftrag anderer Bauherren, aber auch der Stadt realisieren wollen, müssen im Bauamt Aufgrabegenehmigungen beantragen.
Zum Tiefbau gehört auch die Straßenunterhaltung ...
Ja, ein Mitarbeiter ist ausschließlich dafür verantwortlich. Das bedeutet, alle Straßen, Plätze und Wege, die sich in Baulast der Stadt befinden, unterliegen regelmäßigen Kontrollen. So können schnell Reparaturen veranlasst werden.
Viel Diskussion gibt es zu den jährlichen Unterhaltungsarbeiten an unbefestigten Straßen in den Siedlungsgebieten. Ein grundhafter Straßenausbau ist aber nicht in jedem Fall kurzfristig möglich. Dem Sachgebiet Grünflächen sind zwei Mitarbeiter zugeordnet, die sich um die Unterhaltung der Spiel- und Grünflächen, Baumpflege, Regenentwässerung, Wegebau und um die Errichtung neuer Spielplätze kümmern.
Und die Bauverwaltung?
Die drei Mitarbeiter in der Bauverwaltung erledigen vorbereitende Arbeiten für Straßenbauvorhaben, überprüfen unter anderem Grundstücksdaten, die zur Ermittlung der Straßenbaubeiträge erforderlich sind. Außerdem erstellen sie die entsprechenden Bescheide und bearbeiten die damit oft verbundenen Widersprüche.
Zu den Aufgaben der Bauverwaltung gehören Umwidmungen sowie die Benennung von Straßen. Die Bauverwaltung ist in die Entwicklung von B-Plänen einbezogen und nicht zuletzt erfolgt hier die Überarbeitung des Straßenausbaukonzeptes.
Wie viel Geld verbaut das Bauamt in diesem Jahr und was sind die wichtigsten Projekte?
In diesem Jahr stehen dem Bauamt mehr als 20 Millionen Euro für Investitionen und fast eine Million Euro für Unterhaltungsmaßnahmen an Straßen und Grünflächen zur Verfügung. Die wichtigsten Projekte sind die Errichtung des Fahrradparkhauses und der Weiterbau des Bahnhofsplatzes, die Fertigstellung der Außenanlagen der Grundschule am Blumenhag nach umfangreichen Sanierungsarbeiten im und am Gebäude, die Vorbereitungen für den Umbau des Schulstandortes Schönow und der Straßenbau in der Innenstadt. Anspruchsvoll ist auch die Organisation von Baumaßnahmen bei laufendem Betrieb in der jeweiligen Einrichtung, so in der Georg-Rollenhagen-Grundschule oder in der Kita Baikalplatz.
Herzlich bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei den Eltern, Erziehern und Lehrern für die Geduld sowie für das Verständnis, das sie trotz aller Einschränkungen bei den Baumaßnahmen an den Tag legen.
Nicht jede Baumaßnahme stößt auf Gegenliebe …
Das ist richtig. Des einen Freud’ ist oft des anderen Leid. Vor allem Straßenbaumaßnahmen werden von den Anliegern mit gemischten Gefühlen betrachtet, ist damit doch meist eine finanzielle Beteiligung der Grundstückseigentümer verbunden.
Wie werden die Anlieger an den Planungen beteiligt?
Üblicherweise erfolgt die Beteiligung der Anlieger in der Form, dass in einer Anliegerversammlung über die vorgesehene Planung, den weiteren planerischen Ablauf und die vermutlich zu erwartenden Straßenbaubeiträge informiert wird. Hier haben die Anlieger auch die Möglichkeit, Hinweise und Erfahrungen mitzuteilen oder Fragen an die Verwaltung und das Planungsbüro zu stellen.
Im Rahmen der weiteren Planung werden diese Hinweise geprüft und wenn möglich berücksichtigt. Es erfolgen die Beteiligung der Ortsbeiräte und die Vorstellung im Stadtentwicklungsausschuss, jeweils im öffentlichen Teil.
Durch die Stadtverordnetenversammlung wird dann der Ausbaubeschluss gefasst ...
Ja, anschließend erfolgen die öffentliche Ausschreibung der Leistungen und die Auftragsvergabe. Wenn feststeht, mit welchem Auftragnehmer der jeweilige Straßenbau erfolgen soll, wird in einer zweiten Anliegerversammlung über die Durchführung des Vorhabens informiert. Ansprechpartner und Bauberatungstermine werden mitgeteilt. Letzte Abstimmungen zu Veränderungen von Hausanschlüssen oder Zufahrten sind möglich.
Wichtig ist, dass während der Bauzeit die Abfallentsorgung geregelt ist und auch Rettungswege ermöglicht werden. Die Erreichbarkeit der Grundstücke mit Fahrzeugen ist nicht immer über die gesamte Bauzeit möglich. Hier ist es wichtig, dass Betroffene ihre Sorgen an uns herantragen. Nur dann können Lösungen gefunden oder kann Abhilfe geschaffen werden.
Was liegt der Bauamtsleiterin besonders am Herzen?
Jedes Projekt ist eine neue Herausforderung, in die ich mich ganz und gar einbringen möchte. Wichtig ist mir, dass der Siedlungsstraßenbau weiter verfolgt wird, schließlich gibt es in Bernau bislang noch mehr als 55 Kilometer unbefestigte Straßen. Bis zum Jahr 2025 sollen alle Straßen befestigt sein.
Am Herzen liegen mir auch unsere Kindereinrichtungen. In den vergangenen zehn Jahren haben wir mehrere Millionen Euro in die Sanierung der Bernauer Kitas investiert und außerdem für mehr als fünf Millionen Euro zwei neue Kindertagesstätten gebaut.
Interessant ist aber auch der Erhalt denkmalgeschützter Bausubstanz. Wunderbar gelungen ist uns das bei der historischen Stadtbefestigung, auch wenn man da nie fertig wird. Momentan sind wir dabei, die Parkbrücken im Schlosspark Börnicke zu erneuern. Für sein vieles Grün ist Bernau bei Einwohnern und Touristen beliebt. Auch hier ist ständige Pflege Pflicht und nicht Kür für uns. Die Silbermedaille, die wir 2009 beim bundesweiten Wettbewerb „Unsere Stadt blüht auf“ erhalten haben, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Viel Kritik gab es für die Bauverzögerungen am Bahnhofsplatz. Wie laufen die Arbeiten dort momentan?
Mitte Juni wurde mit dem Bau des Fahrradparkhauses am Bahnhofsplatz begonnen, in dem künftig etwa 600 Fahrräder abgestellt werden können. Erst wenn der Rohbau für das Parkhaus steht, können die Arbeiten auf dem Platz weiter gehen. Sonst würden die Baufahrzeuge den Platz gleich wieder zerstören. Wir gehen im Moment davon aus, dass die Bautätigkeit auf dem Platz voraussichtlich im September beginnen wird. Derzeit läuft das Ausschreibungsverfahren.
Auch für das Bauamt war die Vorbereitung der Projekte am Bahnhofsplatz eine Geduldsprobe, da es im Vorfeld schwierige Verhandlungen zu Grundstücksangelegenheiten gab und Planungsänderungen erforderlich waren. Davon ausgehend, dass eine schnelle Einigung mit der Deutschen Bahn zustande kommt, war der Optimismus natürlich groß, zügig mit dem Bau des Fahrradparkhauses voran zu kommen und damit die Voraussetzung für den weiteren Bau des Bahnhofsplatzes zu schaffen. Die Realität zeigt jedoch, dass auch bei gründlicher Planung nicht alles vorhersehbar ist. So traten beispielsweise Schwierigkeiten beim Bau der Spundwand für das Fahrradparkhaus auf. Diese liegt dicht an den Bahngleisen und neben dem ehemaligen Treppenaufgang.
Die Bautätigkeit der Deutschen Bahn im Bahnhofsgebäude und am Fernbahnsteig im gleichen Zeitraum ließ die Situation für die Reisenden fast unerträglich werden.
Zweifelsohne ist es ärgerlich, dass sich das Gesamtvorhaben über einen so langen Zeitraum erstreckt. Doch 2013, da bin ich mir sicher, werden wir den neugestalteten Bahnhofsplatz komplett nutzen können.
Wie wird sich Bernau in den nächsten zehn Jahren verändern?
Ich kann mir nur wünschen, dass die Stadt auch künftig genügend Kraft hat, das Geschaffene zu erhalten und in Neues zu investieren. Dabei müssen Verwaltung und Stadtverordnete weiterhin an einem Strang ziehen.
Bernau wird verkehrstechnisch noch an Bedeutung gewinnen und aufgrund seiner guten Infrastruktur als Wohnort immer beliebter werden. Das heißt: Straßen müssen weiter gebaut und in Schuss gehalten werden, Bauflächen müssen ausgewiesen und entwickelt werden.
Vielleicht haben wir auch noch die eine oder andere Kita zu bauen. Ja, und ich werde in den nächsten zehn Jahren vermutlich ein paar graue Haare bekommen.
Bleibt zu hoffen, dass das nur wenige werden. Auf jeden Fall herzlichen Dank für das informative Gespräch.