08.03.2021
Eine Rose zum Frauentag
Mit einer kleinen Aufmerksamkeit wartete Bürgermeister André Stahl heute Morgen am Bahnhof auf. In bester Tradition überreichte das Stadtoberhaupt zum Internationalen Frauentag Rosen an alle Frauen, die zwischen 6.30 und 8 Uhr nicht allzu schnellen Schrittes zum Zug oder zum Bus eilten.
Die nicht alltägliche Aktion zauberte ein überraschtes Lächeln auf die Gesichter der Beschenkten. Ob jung, ob alt, die Frauen freuten sich über diese Blumengruß – dies war trotz Gesichtsmasken zu erkennen.
Auch das Seniorenwohnheim der GGAB bedachte Stahl zum Frauentag und beschenkte die Anwesenden mit einem Blumengruß. Dieser Besuch stand symbolisch für die besondere Rolle, die das Pflegepersonal von Seniorenwohnheimen seit zwölf Monaten spielt: Die Beschäftigten, meist Frauen, sind in der Pandemiezeit besonderen Belastungen ausgesetzt.
Die Rose zum Frauentag ist allerdings mehr als eine „nette Geste“. Stahl dazu: „Die Rose ist nicht nur als Aufmerksamkeit gedacht, sondern auch als Erinnerung an den heutigen Frauentag. Viele Arbeiten, die im Hintergrund geschehen und deshalb häufig nicht gesehen, schlecht oder gar nicht entlohnt werden, erledigen Frauen; seien es Erziehungs-, Pflege-, Haushalts- oder Hilfsarbeiten. Und seit vor rund einem Jahr die Corona-Pandemie in unseren Breiten Fahrt aufnahm, zeigten sich die Ungleichheiten in noch schärferem Licht. Viele Frauen haben phasenweise auch noch die schulische Ausbildung ihrer Kinder übernommen und noch mehr unter einen Hut bekommen müssen als bisher.“
Gewalt gegen und Unterdrückung von Frauen spielten leider auch in unserer Gesellschaft eine Rolle, vor allem aber in Ländern, in denen Krieg und Elend herrschen. Die Rose sei eine Anerkennung dessen, was Frauen hier und in aller Welt leisten und eine Ermutigung für sie, ihre Rechte wahrzunehmen und ihre Situation zu verbessern, so Stahl.
Zum Hintergrund:
Der Internationale Frauentag ist seit 1977 offizieller Feiertag der Vereinten Nationen. Seine Geschichte ist jedoch schon um einiges älter: Seit über hundert Jahren wird der Frauentag feierlich begangen – zunächst als Kampftag sozialistischer Bewegungen für die Verbesserung der politischen, juristischen und ökonomischen Lage von Frauen.
Die genaue Bedeutung dieses Tages wechselte mehrfach im Lauf der Geschichte – je nach den politischen Verhältnissen. In Deutschland ergaben sich so zahlreiche Bedeutungsverschiebungen in der Weimarer Republik, dem Dritten Reich, im Kalten Krieg und nach 1990.
Nicht nur die politische Zielstellung, auch die Themen wechselten im Lauf der Zeit. Ging es am Anfang hauptsächlich um die politische Emanzipation (Frauenwahlrecht), rückte später die juristische Gleichstellung in den Mittelpunkt, während es nun um die Verbesserung der ökonomischen Lage von Frauen geht.
Heute ist der Frauentag in zahlreichen Ländern offizieller Feiertag – in Deutschland nur im Bundesland Berlin. Und es gibtregionale Unterschiede beim Umgang mit diesem Tag: Gerade in den neuen Bundesländern ist der Frauentag gesellschaftlich verankert. Eine Rose zum Frauentag gehört hier einfach zum guten Ton.