10.05.2021
Tag der Befreiung - erneut unter besonderen Vorzeichen
Pressemitteilung der Stadt Bernau 87/2021
Wie bereits im letzten Jahr beging Bernau am Samstag das Gedenken zum Ende des Zweiten Weltkriegs in abgewandelter, pandemiegerechter Form. Das Netzwerk für Weltoffenheit, die Stadt Bernau und einige Bürgerinnen und Bürger legten Blumen und Kränzen an den beiden Denkmälern nieder, die an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern.
Vor 76 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, der über 60 Millionen Todesopfer, unzählige an Körper und Seele Verstümmelte, zerstörte Städte und verwüstete Landstriche forderte. 1945 wurde aber auch die Grundlage für einen friedlichen Neuanfang und für Aussöhnung gelegt. In diesem Sinne stattete ein Vertreter der Russischen Botschafter Bernau einen Besuch ab, um zusammen mit Bürgermeister André Stahl am Deserteurdenkmal und am Ehrenmal für die Gefallenen der Roten Armee innezuhalten und einen Kranz abzulegen.
„Das Gedenken zum 8. Mai ist in diesem Jahr aufgrund der anhaltenden Pandemie wieder stiller und individueller als wir es bis 2019 kannten. Dennoch halten wir an diesem Datum fest, weil es uns wichtig ist, unseren Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Nach unendlichem Leid dürfen wir seit 1945 in Frieden leben – das ist ein kostbarer Schatz“, so Bürgermeister André Stahl.
Wie auch im letzten Jahr waren die offiziellen Gedenkveranstaltungen in diesem Jahr individueller. Wegen der anhaltenden Pandemiegefahr konnte keine offizielle Versammlung stattfinden. So informierte die Stadt mittels Schautafeln und Handzetteln über die Hintergründe des heutigen Gedenktages.
Etliche Bernauerinnen und Bernauer nahmen die Gelegenheit wahr, um der Opfer des Faschismus, des Zweiten Weltkriegs und besonders der Gefallenen der Roten Armee zu gedenken, denn mehr als 400 Sowjetsoldaten sind auf dem Gelände des Ehrenmals begraben. Die Rote Armee erreichte Bernau am 20. April 1945 und setzte als ersten Stadtkommandanten den erst 19-jährigen Konrad Wolf ein, der in Deutschland geboren, seine Kindheit und Jugendzeit in Moskau verbrachte und als Sowjetbürger und Soldat der Roten Armee unter den besonderen Umständen des Krieges nach Deutschland zurückkehrte. Der spätere DEFA-Regisseur verarbeitete seine Erlebnisse im Jahre 1968 in seinem Film „Ich war Neunzehn“. An Wolf erinnert ebenfalls ein Denkmal an der Stadtmauer, zwischen dem Sowjetischen Ehrenmal und dem Stadtgärtnerhaus gelegen.
Zum Hintergrund
Der 8. Mai ist der „Tag der Befreiung“, denn an diesem Tag im Jahr 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Niederlage des Deutschen Reiches und der bedingungslosen Kapitulation seiner Armee, der „Wehrmacht“. In Asien ging das Morden noch drei Monate weiter und endete erst Anfang August mit den Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Insgesamt forderte der Zweite Weltkrieg rund 60 Millionen Tote, unzählige körperlich und seelisch Verstümmelte und zerstörte Städte und Landstriche.
Fast die Hälfte der Todesopfer, rund 27 Millionen Menschen, hatte die Sowjetunion zu beklagen. Damit trug dieser Vielvölkerstaat die Hauptlast des Zweiten Weltkriegs. Rund 13 Millionen sowjetische Soldaten starben, ehe in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai vor 76 Jahren die Kapitulationsurkunde in Berlin-Karlshorst von Vertretern des Deutschen Reiches unterzeichnet wurde.